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ins Auto. Blanchette sah, was ich in der Hand hatte, und
sein schweinisches Lächeln gefror.
Jetzt tauchten auf dem Hügel Scheinwerfer auf, aber es
war zu spät, um die Tat nicht auszuführen. Nichts hätte
mich mehr davon abhalten können. Ich griff mit der lin-
ken Hand nach Nonas Tasche, mit der rechten stieß ich
die Nagelfeile aus Stahl in Blanchettes Kehle. Er blökte
kurz auf.
Ich machte, daß ich aus dem Wagen rauskam. Nona
winkte dem herankommenden Fahrzeug, damit es an-
halten sollte. Wegen der Dunkelheit und des Schnees
konnte ich nicht erkennen, was für ein Wagentyp es war.
Ich sah nur die beiden hellen Kreise der Scheinwerfer.
Ich duckte mich hinter Blanchettes Auto und spähte
durch das Rückfenster.
Die Stimmen gingen im Heulen des Windes fast unter.
»... Schwierigkeiten, junge Dame?«
»... Vater...« Wind. »... hatte einen Herzschlag!
Könnten Sie...«
Ich schlich um den Kofferraum von Blanchettes Li-
mousine und beugte mich etwas vor. Jetzt konnte ich
sie sehen. Nonas schlanke Silhouette und eine größe-
re Gestalt. Sie standen neben etwas, das wie ein leich-
ter Lieferwagen aussah, dann näherten sie sich dem
Fenster auf der Fahrerseite des Chevrolets, wo Nor-
man Blanchette über dem Lenkrad hing, mit Nonas
Nagelfeile in der Kehle. Der Fahrer des Lieferwagens
war ein junger Mann im Parka. Er spähte ins Auto.
Ich schlich mich hinter ihn.
»Mein Gott!« rief er. »Dieser Mann blutet ja! Was...«
Ich schlang meinen rechten Ellbogen um seine Kehle
und packte mit der linken Hand mein rechtes Gelenk. Ich
zog ihn mit einem Ruck hoch. Sein Kopf stieß mit einem
dumpfen Laut gegen die Tür. Er erschlaffte in meinen
Armen.
Ich hätte es damit gut sein lassen können. Er hatte No-
na nicht genau und mich überhaupt nicht gesehen. Ich
hätte aufhören können. Aber er war ein Wichtigtuer, ein
lästiger Typ, der uns im Wege stand und versuchen wür-
de, uns zu schaden. Ich hatte es satt, verletzt zu werden.
Ich erwürgte ihn.
Als die Sache erledigt war, blickte ich hoch und sah
Nona im Scheinwerferlicht des Chevrolets und des Lie-
ferwagens stehen. In ihrem Gesicht stand eine groteske
Mischung aus Haß, Liebe, Triumph und Freude ge-
schrieben. Sie breitete ihre Arme aus, und ich stürzte zu
ihr hin. Wir küßten uns. Ihr Mund war kalt, aber ihre
Zunge war warm. Ich wühlte mit beiden Händen in ih-
ren Haaren, und der Wind heulte um uns herum.
»Führ' die Sache jetzt zu Ende«, sagte sie. »Bevor noch
jemand kommt.«
Ich tat es. Ich leistete ziemlich schlampige Arbeit, aber
ich wußte, daß das genügen würde. Wir brauchten nur
ein wenig Zeit. Danach würde es nichts mehr ausma-
chen, wenn die Leichen gefunden wurden, Wir würden
in Sicherheit sein.
Der Lieferwagenfahrer war leicht. Ich trug ihn auf bei-
den Armen über die Straße und warf ihn in die Senkgru-
be jenseits der Leitplanken. Er purzelte Hals über Kopf in
den Abgrund.
Ich ging zurück, um Blanchette zu holen.
Er war schwerer und blutete wie ein abgestochenes
Schwein. Ich hob ihn hoch, stolperte drei Schritte nach
rückwärts, und dann entglitt er meinen Armen und fiel
auf die Straße. Ich drehte ihn um. Der Neuschnee klebte
an seinem Gesicht und verwandelte es in die Maske ei-
nes Skiläufers.
Ich beugte mich hinab, packte ihn unter den Armen
und schleppte ihn zur Senkgrube, Seine Füße hinterlie-
ßen Schleif spuren. Ich warf ihn hinab und beobachtete,
wie er auf dem Rücken nach unten glitt, die Arme über
dem Kopf. Seine Augen waren weit aufgerissen und
starrten blicklos auf die in sie hineinfallenden Schnee-
flocken. Wenn es weiterschneite, würden beide Leichen
nur noch zwei undefinierbare Hügel sein, bis die Schnee-
pflüge hier vorbeikamen.
Ich ging auf die andere Straßenseite zurück. Nona
war schon in den Lieferwagen gestiegen, ohne daß
ich ihr hätte sagen müssen, welches Fahrzeug wir be-
nutzen würden. Ich konnte ihr Gesicht als hellen
Fleck erkennen, und darin ihre Augen als dunkle Lö-
cher, aber das war auch schon alles. Ich stieg in Blan-
chettes Auto, setzte mich in die Blutstreifen, die sich
zwischen den Noppen des Vinylsitzbezuges gebildet
hatten, und fuhr das Chevrolet an den Straßenrand.
Ich schaltete die Scheinwerfer aus und die Blinklichter
ein und stieg aus. Jeder, der vorbeifuhr, würde glau-
ben, daß der Fahrer einen Motorschaden gehabt und
sich zu Fuß in die Stadt begeben hatte, um eine Repa-
raturwerkstatt zu finden. Ich war sehr stolz auf mein
Improvisationstalent. Es war so, als hätte ich schon
mein Leben lang Menschen umgebracht. Ich ging zum
Lieferwagen, setzte mich ans Steuer und fuhr die Au-
tobahnauffahrt hinauf.
Sie saß neben mir, nicht direkt auf Tuchfühlung, aber
sehr nahe. Wenn sie sich bewegte, streiften ihre Haare
manchmal meinen Nacken. Es war ein Gefühl, als be-
rührte mich eine winzige Elektrode. Einmal konnte ich
nicht anders, ich mußte meine Hand ausstrecken und ihr
Bein berühren, um mich zu vergewissern, daß sie wirk-
lich neben mir saß. Sie lachte leise. Alles war Wirklich-
keit. Der Wind heulte um die Fenster und wirbelte den
Schnee umher.
Wir fuhren in Richtung Süden.
Wenn man von Harlow aus auf der 126 in Richtung Cast-
le Rock geht, kommt man direkt hinter der Brücke an ei-
ne riesige umgebaute Farm, die den hochtrabenden Na-
men >Castle Rock Jugendklub
Kegelbahnen mit launischen automatischen Kegelauf-
stellmaschinen, die an den drei letzten Tagen der Woche
meistens nicht funktionieren, einige alte Pinball-Auro-
maten, eine Musicbox mit den größten Hits von 1957,
drei Poulespieltische und eine Theke für Coke und Pom-
mes frites, wo man auch Kegelschuhe ausleihen kann,
die aussehen, als stammten sie direkt von den Füßen to-
ter Wermutbrüder. Der Name ist deshalb so lächerlich,
weil die meisten Jugendlichen von Castle Rock abends
ins Drive-in nach Jay Hill fahren oder zu den Viehwagen-
rennen in Oxford Plains gehen. Im >Jugendklub
hauptsächlich die Raufbolde aus Grerna, Harlow und
Castle Rock herum. Im Durchschnitt kommt es auf dem
Parkplatz jeden Abend zu einer Schlägerei.
Ich begann dort herumzuhängen, als ich das zweite
Jahr die High School besuchte. Einer meiner Bekannten,
Bill Kennedy, arbeitete dort an drei Abenden pro Woche,
und wenn gerade ein Tisch frei war, ließ er mich kosten-
los ein bißchen Foule spielen. Das war nicht umwerfend, [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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