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schlechtes Essen, harte Arbeit, Paukerei und keine Vergünstigungen,
und dann setzen sie dich mit leeren Taschen vor die Tür. Ja, so sieht
deine Zukunft aus, wenn es nach Paige geht.«
Paige versuchte, den Kopf zu schütteln, aber es gelang ihr nicht.
Sie hatte nie vorgehabt, den Jungen ins Jugendgefängnis verlegen zu
lassen, aber Scars Beschreibung des dort herrschenden Alltags verlieh
seiner Behauptung Glaubwürdigkeit. »Falls du überhaupt so lange am
Leben bleibst«, fügte Scar hinzu. »Paige ist es egal, ob du draufgehst
oder nicht, Todd. Sie ist nicht so wie Ray und ich.«
Paige merkte, wie sich trotz der Wirkung von Scars Zaubertrank
ihr Puls und ihre Atmung beschleunigten. Keine der abscheulichen,
blutrünstigen, dämonischen Kräfte, die sie kennen gelernt hatte, seit
sie eine der Zauberhaften geworden war, hatte ihr so viel Angst
gemacht wie der in Todds braunen Augen schwelende Hass.
Der Gedanke an das verkorkste Schicksal des Jungen trieb ihr die
Tränen in die Augen. Todd war doch nur ein Jugendlicher, der eine
leidvolle, tragische Kindheit hinter sich hatte und für seine Zukunft
nur schlechte Perspektiven sah. Unter dem Einfluss des korrupten
Heimleiters und dieses verlogenen Wächters der Finsternis fehlte dem
Jungen jegliche ernst gemeinte Hilfe.
»In Bay Haven dagegen stehst du dich viel besser, Todd«, erklärte
Scar. »Aber du kannst nur hier bleiben, wenn Paige von uns geht.«
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Paige sah entsetzt zu, wie der Junge die Armbrust anlegte.
»Töte sie, Todd«, drängte Scar. »Es ist die einzige Möglichkeit.«
Die Finger des Jungen schlossen sich fest um die Waffe, als er sie
anhob und auf Paige zielte.
Jeder Muskel in Paiges Körper spannte sich an. Das Gift der
Wächter der Finsternis war tödlich.
»Oh-oh.«
Piper war gerade dabei, die Erde um eine frisch eingesetzte
Paprikapflanze festzudrücken, und schreckte auf, als Leo sich abrupt
aufrichtete und auf den Stiel seines Spatens stützte. »Was ist?«, fragte
sie.
»Es geht um Paige.« Leo warf den Spaten zur Seite. »Sie ist in
großen Schwierigkeiten.«
»Was fehlt ihr?« Piper sprang auf und zog die Gartenhandschuhe
aus. Sie dachte an den narbengesichtigen Wächter der Finsternis und
warf einen Blick Richtung Westen. Die Sonne war gerade hinter den
Dächern der Nachbarhäuser untergegangen.
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Leo, »aber ihre Angst ist so groß,
dass ich sie spüren kann.«
»Das muss der Wächter der Finsternis sein, Leo.« Piper sah zu
Boden. Sie hatte gespürt, wie Paige Angst bekommen hatte, wann
immer von ihm die Rede gewesen war, und sie konnte es ihrer
Halbschwester nicht verdenken. Die Zauberhaften waren vielen
tödlichen Bedrohungen ausgesetzt, aber Piper und Phoebe hatten kein
Wächter-des-Lichts-Blut in ihren Adern und trugen auch nicht die
zusätzliche Last auf ihren Schultern, von Wächtern der Finsternis
gejagt zu werden.
»Sie ist entweder in die Enge getrieben oder gefangen & « Leo
schnappte nach Luft.
»Bitte, nein & « Piper schlug sich die Hand vor den Mund und
rechnete mit dem Schlimmsten: dass Leo gerade gespürt hatte, wie
Paige gestorben war. »Paige?« fragte sie sanft.
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Leo schüttelte den Kopf. »Nein, das war jetzt Phoebe, aber & sie
ist verschwunden.«
»Verschwunden?« Piper wurde leichenblass. »Was soll das
heißen?«
»Ich habe ganz kurz irgendetwas gespürt. Vielleicht war es Panik.«
Leo atmete vernehmlich aus und schüttelte frustriert den Kopf. »Ich
weiß nicht, was es war. Es geschah alles so schnell. Ich war einen
Augenblick lang mit Phoebe verbunden und dann & nichts mehr.«
Piper bekam eine ganz trockene Kehle und kämpfte gegen die
Tränen an, die ihr in die Augen stiegen.
»Phoebe ist nicht mehr auf meinem Radar, Piper.« Leo strich Piper
über die Wange. »Kannst du sie mit dem Pendel suchen, während ich
Paige helfe?«
Piper war klar, warum er Paiges Hilferuf nicht ignorieren konnte.
Und sie selbst konnte auch nicht einfach dastehen und nichts tun
nicht, solange ihr Mann und ihre Schwestern in tödlicher Gefahr
schwebten.
Mit der Macht der Drei konnten sie den Wächter der Finsternis
auslöschen, aber sie wussten nicht, wo Phoebe war, wie es ihr erging
oder ob sie den Zauberspruch fertiggestellt hatte. Abgesehen davon
war der Spruch nutzlos, wenn die Zauberhaften nicht vereint waren.
»Wenn der Wächter der Finsternis Paige in seiner Gewalt hat«,
sagte Piper, »orbst du direkt in die Falle.«
»Ich habe keine andere Wahl.« Leo löste sich von Piper.
»Ich weiß, aber ich habe eine Idee.« Piper seufzte. »Es ist riskant,
und vielleicht klappt es auch gar nicht, aber es ist das Beste, was mir
auf die Schnelle einfällt.«
»Leg los!«, verlangte Leo.
Stöhnend kam Phoebe wieder zu sich.
Ihr Kopf lag auf dem Lenkrad. Ein paar Sekunden lang wusste sie
nicht, wo sie sich befand und was geschehen war. Sie setzte sich auf,
fasste sich an die Stirn und starrte entsetzt auf das Blut an ihren
Fingern.
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Sie blinzelte einige Male, um wieder klar zu sehen. In ihrem
Schoss lag ein zusammengefaltetes Blatt Papier und eine Visitenkarte.
Die Windschutzscheibe wies einige Risse auf. Der Dampf, der unter
der Motorhaube hervorquoll, half ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.
Nebel!
»Verdammt!« Phoebe stockte der Atem, als die Erinnerung an die
vergangenen Minuten zurückkehrte. Sie war von der Straße
abgekommen, als Paiges Visitenkarte bei ihr eine Vision ausgelöst
hatte.
Ein Adrenalinstoß trieb sie zum sofortigen Handeln an. Das Auto
konnte anfangen zu brennen, und sie musste sofort hier raus. Sie riss
und rüttelte am Türgriff, jedoch ohne Erfolg. Bei dem Aufprall gegen
den dicken Baum hatte sich das Metall des Türrahmens offensichtlich
verzogen.
»Ruhig bleiben und nachdenken!« Phoebe atmete tief durch und
bemerkte, dass der Zündschlüssel immer noch auf ON stand.
Sie betätigte den Knopf für den elektrischen Fensterheber auf der
Fahrerseite. Zwar ertönte ein Surren, aber die Fensterscheibe klemmte
in dem verbogenen Metallrahmen fest und bewegte sich keinen
Millimeter.
Andere Seite! Phoebe drückte verzweifelt auf den Knopf für das
Beifahrerfenster. Als sich auch das nicht öffnen ließ, löste sie ihren
Sicherheitsgurt, schnappte sich den Zettel mit dem Zauberspruch und
das Handy und kletterte auf den Rücksitz. Die Türen im Fond gingen
ohne Probleme auf, und Phoebe ließ sich kurzerhand nach draußen ins
hohe Gras fallen.
Wieder einmal erwiesen sich die anstrengenden Stunden des
Überlebenstrainings mit Cole als äußerst nützlich. Blitzschnell rollte
Phoebe von dem zerbeulten Auto weg, sprang auf die Beine und
entfernte sich rasch aus der Gefahrenzone. Dann atmete sie erst
einmal durch, wischte sich einen Tropfen Blut von der Schläfe und
besah sich den Schaden aus sicherer Entfernung.
Sie hatte zwar gerade ihren Wagen zu Schrott gefahren, aber der
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